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Kinder statt Inder

Der fünfjährige Kalle Dombrowolsky aus Bochum-Langendreer, ein ausgeschlafenes Kerlchen, hat dem nordrhein-westfälischen CDU-Spitzenkandidaten Jürgen Rüttgers ("Kinder statt Inder") eine E-Mail geschickt:

"Hallo! In unserem Kindergarten hat jedes Kind einen PC, und ich kann schon mit der Maus nackte Frauen anklicken, weil mein Papa sagt auch, ich muss die Erfordernisse der Wirtschaft anerkennen, damit ich nicht immer so viel mit Legos rumspiele, und er hat lieber einen kleinen EDV-Spezialisten im Haus als ein nutzloses Kind im Garten, und wir brauchen auch den Numerus clausus für Grundschulen wegen der Leistungsverweigerung von den Volltrottelkindern. 

Mein Bruder ist 21 und ein diplomierter Web-Designer mit Harvard-Abschluss und 40 Jahren Berufserfahrung, und er will mit 28 sterben, weil dann ist er ein Senior und zu alt für Siemens, aber das macht nichts, weil mein anderer Bruder ist erst 12 und ein autodidaktischer Computerfreak mit minimum 20 unkonventionellen Ideen pro Stunde, und der will Informationstechnik studieren, aber weiß nicht, ob man das in zehn Jahren noch braucht, wenn er damit fertig ist, weil vor fünf Jahren ja auch keiner gewusst hat, dass man die IT-Leute heute gebrauchen kann, und dann steht er vor dem Arbeitsamt. 

Papa ist auch ein Informatiker, und er setzt sich auch immer die Baseballkappe auf, verkehrt rum, mit Schirm nach hinten, aber es ist ein Fachkräftemangel, und er darf nicht mehr als Programmierer arbeiten, weil er ist schon 43, und das ist teuer. 

Papa sagt, Deutschland ist von Asiaten und Afrikanern umzingelt und steht mit dem Rücken am Ozonloch, und jetzt wollen die Ausländer den Deutschen nicht mehr den Dreck wegmachen, sondern auch die Kopfarbeit wegnehmen, weil jetzt kommen die Inder, und da kann man gar nicht ausländerfeindlich genug sein, und er sagt noch, der Schröder hat den Inderwahnsinn, und Siemens soll die Arbeit doch nach Indien verlagern, weil dann kommt uns das nicht so teuer wie Inder in der Industrie von Deutschland. 

Ich schreibe mir immer E-Mails mit meinem Freund Rabindranat Premji, und der ist drei Jahre alt, aber der hat schon ein eigenes Software-Unternehmen, und er wohnt bei Tante Jutta in Kalkutta. 

Aber er will gar keine grüne Karte und als Entwicklungshelfer nach Deutschland kommen, weil wir wollen ihn nur anwerben, ausbeuten, abschieben, sagt er, und er ist kein globales Humankapital und billiger Rohstoff, und wenn er doch kommt, will er 180 Verwandte mitbringen und ein indisches Restaurant aufmachen und einen Tempel, weil das sind alles Hindus, und die wollen im Rhein-Herne-Kanal dann ihren Ganges machen mit Baden und so, und wir müssen dann im Ruhrgebiet auch alle Kühe frei rumlaufen lassen, weil viele Inder fordern Rinder statt Kinder. 

Und Rabindranat Premji sagt noch, so ein durchgeknallter Spruch wie "Kinder statt Inder" würde einem indischen Kind niemals einfallen, und "Exoten statt Idioten" findet er viel richtiger, aber noch lustiger ist "Schürzenjäger statt Brillenträger", und er will im Indernet eine Message rausschicken, "Rassisten statt Christen", weil man braucht easy speak, sonst versteht einen das deutsche Informatiker-Proletariat nicht. 

Ich finde es echt schade, dass er nicht zu uns nach Bochum-Langendreer kommt, weil wir könnten hier total gut was bewegen, aber das macht auch nichts, weil nächstes Jahr komme ich aus dem Kindergarten, und dann gehe ich nach Indien, aber ich kriege da keinen Job in einer Computerfirma,weil dann bin ich schon zu alt, und Rabindranat Premji sagt, das macht nichts, weil ich kann nachts durch die Kneipen ziehen und Rosen verkaufen, das macht auch Spaß."